Description
Der Vortrag skizziert die Geschichte des Geheimnisses im vormodernen Europa (ca. 1400–1800). Eine der Thesen lautet, dass die Epoche zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert ein veritables »Zeitalter des Geheimnisses« war. Keine andere Epoche der europäischen Geschichte – weder davor noch danach – hat eine solche Faszination für das Geheimnis und die geheimen Wissenschaften an den Tag gelegt. Arkanes Wissen wurde weithin als positives Wissen geschätzt, und diese Vorstellung vom »guten Geheimnis« erstreckte sich auf alle Bereiche der damaligen Lebenswelt, die Alltagskultur und die Sphäre von Wissenschaft und Wirtschaft sowie die politische Kultur. Der Vortrag unternimmt den Versuch, die Triebkräfte hinter der frühneuzeitlichen Faszination für Geheimnisse zu erkunden. Als ein vielversprechender Ausgangspunkt dient hierbei die Frage nach der Bedeutung und Funktion von Geheimnissen in den christlich-jüdischen Beziehungen der damaligen Zeit. Am Beispiel der vielfältigen Interaktionen zwischen Juden und Christen in unterschiedlichen Geheimwissenschaften – darunter die Alchemie, die Technologie und militärisches Arkanwissen – soll veranschaulicht werden, dass die frühneuzeitliche »Ökonomie des Geheimen« eine riskante und höchst komplexe Kontaktzone für Juden und Christen bildete.
Daniel Jütte, Junior Fellow an der Harvard University, Promotion
am Historischen Seminar der Universität Heidelberg, Arbeitsschwerpunkte in der Frühgeschichte der europäischen Moderne, Wissensgeschichte und Geschichte des Judentums; 2015-16 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin; Publikationen: »Das Zeitalter des Geheimnisses. Juden, Christen und die Ökonomie des Geheimen 1400-1800« (2011), »The Strait Gate. Thresholds and Power in Western History« (2015).
Einführung und Gespräch: Burkhardt Wolf, Humboldt-Universität zu Berlin
Aufzeichnung der Mosse-Lecture vom 26.11.2015 in der Humboldt-Universität zu Berlin.
Weitere Informationen: http://www.mosse-lectures.de
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