Interview: "Arbeit der Zukunft"
Zwei Jahre lang haben der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann und die Soziologie-Professorin Kerstin Jürgens die Expertenkommission „Arbeit der Zukunft“ geleitet. Ein Gespräch über Debatten, Ergebnisse und Aha-Effekte.
Die Fragen stellten MARGARETE HASEL und JOACHIM F. TORNAU.
Frau Jürgens, Sie haben einmal den schönen Satz gesagt: „Im Denken von Zukunft passiert etwas mit uns: Es strukturiert Vergangenheit und Gegenwart neu.“ Was bedeutet das für das Nachdenken über die Arbeit der Zukunft?
Jürgens: Als wir mit der Kommissionsarbeit begannen, standen viele Schreckensszenarien im Raum: Durch die Digitalisierung würden Arbeitsplätze in großer Zahl verloren gehen, Menschen durch Roboter und Algorithmen ersetzt. Das ist nicht völlig falsch, aber Anpassung und Krisenvermeidung sind nicht die einzige mögliche Antwort und die Zukunft ist offen. Wir haben deshalb erst einmal – ausgehend von empirischen Daten – die gegenwärtige Ausgangslage analysiert. Auf dieser Basis haben wir dann überlegt, wie die zukünftige Arbeitswelt gestaltet werden kann. Nicht was irgendwann vielleicht passieren könnte, war unser Thema, sondern was hier und heute getan werden muss.
Hoffmann: Für uns war das ein Selbstvergewisserungsprozess: Woher kommen wir? Wo stehen wir? Die Bereitschaft, sich aus einer solchen Positionsbestimmung heraus auf Neues einzulassen, ist bei den Gewerkschaften in den vergangenen Jahren gewachsen.
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